Wir bedanken uns bei sn-online.de und der Verfasserin Saskia Döhner für die schönen Worte.

Schrill, bunt und laut – Tausende Demonstranten ziehen durch Hannovers City, um für die Rechte von Homosexuellen zu kämpfen. Das Motto des diesjährigen Christopher-Street-Days: „Da geht noch was!“
„Wir müssen für unsere Rechte eintreten“: Die Christopher-Street-Day-Parade hat begonnen.
Hannover

„Uns hat es immer schon gegeben“, sagt Grünen-Politiker Volker Beck, „nur früher sind wir auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.“ Gesetze einzuführen, die die Rechte von Transsexuellen oder Schwulen stärken sollen, sei das eine. Das andere sei die Mentalität, das Denken in den Köpfen. Man müsse um das einmal Errungene immer wieder kämpfen, sagt auch Eric Feise. „Homosexualität, Emanzipation – wir haben geglaubt, dass das, was wir auf der Straße in den siebziger und achtziger Jahren erreicht haben, gesichert ist, aber es muss jeden Tag neu erkämpft werden.“ Die Frau des 56-Jährigen hat die Schirmherrschaft für den diesjährigen Christopher-Street-Day übernommen.

Ihr sei viel Unverständnis in den vergangenen Wochen entgegen geschlagen, berichtet Hülya Feise, Leiterin des Vereins für Gesellschaftliches Engagement von Migrantinnen, Migranten und Deutschen. Warum übernehme sie, heterosexuell, glücklich verheiratet und Mutter zweier Kinder, ausgerechnet die Schirmherrschaft für den Christopher-Street-Day? „Weil ich für die Rechte von Minderheiten eintrete, weil eine tolerante, offene Gesellschaft wichtig ist.“ Und sie fügt hinzu: „Wenn ich nicht kämpfe, wer wird dann den Anfang machen?“

Das findet auch ihre 17-jährige Tochter Saba. Sie sei so erzogen worden, dass es keine besseren oder schlechteren Menschen gebe, dass es egal sei, ob man Frauen oder Männer liebe: „Liebe ist Liebe.“ Da pflichtet ihr auch ihre Freundin Elif (14) bei. „Schade, dass so wenige Jugendliche da sind“, sagt Saba. Einige seien von ihren Eltern an der Teilnahme gehindert worden. Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, betont: „Der Einsatz gegen Diskriminierung ist auch ein Einsatz für Menschenrechte.“

„Was nützt mir die Ehe für alle, wenn man als Schwuler immer noch verprügelt wird?“, fragt Sven aus Hannover. Durch den politischen Rechtsruck in vielen Ländern sei auch die Toleranz für Homosexuelle gesunken. Patrick (53) ist extra aus Braunschweig angereist, er sei hier, um Freunde zu treffen, aber auch um Flagge zu zeigen, sagt der gebürtige Franzose. Solange es immer noch Schwulenkneipen gebe und er sich in der Öffentlichkeit nicht traue, die Hand seines Lebensgefährten zu nehmen, aus Angst vor blöden Sprüchen oder „noch Schlimmerem“, müsse man weiter für die Rechte von Homosexuellen eintreten: „Es ist noch längst nicht alles gut.“

CDU-Politikerin Petra Löbbe aus Visselhövede sagt offen, dass sie lesbisch ist. Mit dem schrillen, bunten Charakter des Christopher-Street-Days hat sie ihre Schwierigkeiten: „Natürlich erregt man mit schrillen Kostümen und halbnackten Auftritten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, man schreckt die breite Masse aber auch ein bisschen ab.“ Dabei wünscht sie sich in erster Linie, dass gleichgeschlechtliche Liebe in der Mitte der Gesellschaft genauso normal ankommt wie die Beziehung von Hetero-Paaren.

Von Saskia Döhner

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