Wir bedanken uns bei der Redaktion der HAZ, bei Frau Veronika Thomas für den schönen Artikel und bei Felix Schledding für das schöne Foto.

Hannover. Für Hülya Feise ist es eine riesige Ehre. „Das ist wie der Oskar für Schauspieler“, sagt die 41-Jährige, die am morgigen Donnerstag in Schloss Bellevue von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, kurz: Bundesverdienstkreuz, ausgezeichnet wird. Außer ihr erhalten weitere 24 Frauen und Männer aus Deutschland die besondere Auszeichnung, darunter zwei weitere Hannoveraner: Sahabeddin Buz und Guiseppe Scigliano. Sie alle haben sich „in herausragender Weise um die Integration von Zugewanderten und ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft verdient gemacht“, wie es in der Begründung des Bundespräsidialamtes heißt.

Hülya Feise war 22 Jahre alt, als sie 1995 nach Hannover kam, um Sozialpädagogik zu studieren. „Als Erstes habe ich ganz schnell Deutsch gelernt“, erzählt die Mutter von zwei acht und 13 Jahre alten Kindern. Englisch konnte die Abiturientin bereits, das machte das Lernen der deutschen Sprache einfacher. In der Türkei war sie als Mitarbeiterin des Türkischen Roten Halbmonds, Teil der Internationalen Rotkreuzbewegung, unter anderem als Katastrophenhelferin im Einsatz. „Ich wollte hier unbedingt ehrenamtlich arbeiten, das hat in meiner Familie Tradition“, erzählt sie, aber ein solches Engagement von Zuwanderern sei seinerzeit weitgehend unbekannt gewesen. 1998 schloss sie sich mit sieben Frauen zusammen, ein Jahr später starteten sie das Projekt „Gesellschaftliches Engagement von Migrantinnen, Migranten und Deutschen, kurz: gEMiDe“. Heute zählt das Netzwerk 450 Ehrenamtliche aus 26 Nationen, natürlich auch Deutsche, die in vielen Bereichen aktiv sind.

„Das Bundesverdienstkreuz haben alle Aktiven hier im Verein verdient, aber auch die Stadt Hannover, die unsere Arbeit unterstützt“, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Niedersachsen, die auch Mitglied im Integrationsbeirat Linden-Limmer ist. Neben der Sprachförderung junger Migranten liegen der Diplom-Sozialpädagogin vor allem die politische Bildung und gesellschaftliche Teilhabe von Zuwanderern am Herzen. Hülya Heise formuliert das so: „Ich wünsche mir, dass alle wir sind, Deutsche und Zuwanderer gemeinsam.“ Seit Jahren kooperiert gEMiDe deshalb mit der Volkshochschule und dem Bildungsverein, wo sie zur Wahl des Regionspräsidenten beispielsweise ein Politiker-Speed-Dating initiiert hat. Der Verein gEMiDe besucht mit Jugendlichen Sitzungen im Landtag oder im Rat der Stadt, nimmt mit ihnen am Drachenbootrennen für Toleranz teil oder organisiert Wochenendseminare für jugendliche Zuwanderer und ihre Eltern zu Themen wie Mobbing oder Ausbildungsplatzsuche.

Ehrenamtliche des Vereins unter dem Dach des Bundes Türkischer-Europäischer UnternehmerInnnen sind außerdem stadtweit als Integrationslotsen, Rucksackmütter, Nachhilfelehrer und in einem Besuchsdienst für ältere Menschen aktiv. „Das funktioniert aber nur, wenn sich beide, Besucher und Besuchte, wirklich mögen“, meint Hülya Feise.

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Hohe-Auszeichnungen-fuer-drei-Hannoveraner

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